Waldmeister mit Schnabel: Spechte als Schlüsselspieler im Naturorchester

Nächster Vortrag der Reihe „Unsere Wälder“ am Donnerstag, 13. Juni 2024 im Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt


„Nicht schlecht, Herr Specht“ – das lässt sich leider über viele Sprechtarten nicht mehr sagen. Denn viele Arten werden bereits heute immer seltener oder sind durch den Rückgang naturnaher Wälder langfristig gefährdet. Im nächsten Vortrag der Reihe „Unsere Wälder – Sehnsuchtsort, Ökosystem, Lebensversicherung“ richtet die Biologin und Senckenbergerin Dr. Kerstin Höntsch den Fokus auf diese Vogelgruppe von der zahlreiche andere Arten profitieren und beleuchtet die Rolle der Spechte im Ökosystem Wald.

Weltweit existieren über 200 verschiedene Spechtarten. Ihr Anteil an der gesamten tierischen Biomasse ist zwar gering, ihr Einfluss auf das Ökosystem Wald jedoch enorm. Sie halten nicht nur im Holz lebende Insekten „in Schach“, viel wichtiger ist ihre Rolle als „Baumeister“: Die von den Spechten gezimmerten Höhlen werden nach ihrem Auszug durch verschiedenste tierische „Nachmieter“ genutzt – in Deutschland sind das etwa 60 oft streng geschützte Arten. Spechtschutz ist deshalb viel mehr als Artenschutz, er dient zugleich dem Schutz des Waldes als gesamtes Ökosystem. Umso bedenklicher, dass die Bestände vieler Spechtarten seit Jahren zurückgehen. Der Vortrag benennt die Ursachen dafür, zeigt die Bedeutung der Spechte als Indikatoren für gesunde Wälder und Strukturwandel im Wald auf und erläutert, wie sich ihr Schutz mit einer Bewirtschaftung vereinbaren lässt.
Die Biologin Kerstin Höntsch hat über den Kleinspecht promoviert, seitdem haben die Spechte sie nicht mehr losgelassen. Sie engagiert sich für die Vögel in der internationalen Spechtforschung und im Bürger*innenforschungsprojekt „Kleiner Specht – große Rolle“. Sie leitet zudem den Stab Wissenschaftskoordination der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.

Vortrag: Waldmeister mit Schnabel: Spechte als Schlüsselspieler im Naturorchester

Referentin: Dr. Kerstin Höntsch (Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung)

Datum: Donnerstag, 13. Juni, 19:30 Uhr

Ort: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum, Arthur von Weinberg-Haus, Grüner Hörsaal, Robert-Mayer-Str. 2, 60325 Frankfurt

Vortragsreihe „Unsere Wälder – Sehnsuchtsort, Ökosystem, Lebensversicherung“
Wir alle sind auf Wälder angewiesen. Als großflächige naturnahe Ökosysteme bieten sie unzähligen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum und sind gleichzeitig ein wichtiger Erholungsort für uns Menschen. Sie liefern Holz, Wasser, saubere Luft und regulieren das Klima. Aber schon immer stehen Wälder im Spannungsfeld verschiedenster Nutzungsanforderungen. Wie können sie diese künftig noch erfüllen? Denn auch der Klimawandel setzt den Wäldern weltweit zu. Gleichzeitig spielen sie eine Schlüsselrolle im Kampf gegen die globale Erderwärmung. Wie kann eine klimaangepasste, nachhaltige Waldwirtschaft in Zukunft aussehen? Sind hierfür ganz neue Ansätze notwendig? Welche Rolle spielen einzelne Komponenten des Waldökosystems – und wie bewahren wir das große Ganze? Diesen und weiteren Fragen widmet sich die begleitende Vortragsreihe zum mehrteiligen, transdisziplinären Ausstellungsprojekt „Wälder. Von der Romantik in die Zukunft“ und gibt bis Juli an insgesamt neun Abenden aktuelle wissenschaftliche Einblicke in die komplexe Vielfalt des Ökosystems Wald.

Alle Vorträge finden um 19:30 Uhr im Grünen Hörsaal in der Robert- Mayer-Straße 2 statt. Sie können zudem per Livestream über den Kanal www.youtube.com/SenckenbergWorld (mit Kommentarmöglichkeit über die Chatfunktion) mitverfolgt werden.

Alle Informationen zu den Vorträgen, Referent*innen und Themen unter: www.senckenberg.de/waelder

Mehr Informationen zur gemeinsamen Ausstellung mit dem Deutschen Romantik-Museum und dem Museum Sinclair-Haus „Wälder. Von der Romantik bis in die Zukunft“ unter: www.waelder-ausstellung.de

Pressematerial

Der wenig bekannte Kleinspecht ist der kleinste der europäischen Spechte. Er ist nicht größer als ein Spatz und benötigt naturnahe Habitate mit viel Totholz.
Foto: © Dr. Christoph Moning, LBV Bildarchiv