Wald der Zukunft
Ministerpräsident Bouffier stellt die Aktion „Unser Wald“ bei Senckenberg vor
Anlässlich des bevorstehenden „Internationalen Tag des Waldes“ am 21.3. stellte Volker Bouffier, Ministerpräsident des Landes Hessens, heute die Aktion „Unser Wald“ im Rahmen eines Themenabends vor. Senckenberg-Generaldirektor Volker Mosbrugger, Thomas Hickler vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und Christof Schenck, Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt informierten zudem in öffentlichen Vorträgen über den wissenschaftlichen Kenntnisstand zum „Wald der Zukunft“ und präsentierten einen systemischen Lösungsansatz für die großen „Umwelt-Herausforderungen“.
Wälder bedecken weltweit etwa ein Drittel der Landfläche und beherbergen 80 Prozent aller Arten. Sie sind Lebensraum und Erholungsgebiet, natürliche Luftfilter und Rohstoffquelle. Als Wasser- und Kohlenstoffspeicher sind sie unersetzlich.
„Hessen ist das waldreichste Bundesland. Damit dies in Zeiten des Klimawandels auch so bleibt, haben wir als Hessische Landesregierung ein 12-Punkte-Programm aufgelegt, um unseren Wald zu schützen. Für den Wiederaufbau der Wälder stellen wir bis 2023 rund 200 Millionen Euro zur Verfügung – unter anderem für die Wiederaufforstung, für die Beseitigung von Waldschäden und zum Schutz vor Wildschäden“, sagte der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und betonte: „Der Wald ist nicht nur Erholungsraum, er spielt auch für unsere Existenz eine wichtige Rolle. Ihn zu bewahren, ist daher eine Gemeinschaftsaufgabe. Im November habe ich das Projekt ‚Unser Wald’ gestartet. Mit Spenden- und Pflanzaktionen können sich Bürger*innen daran beteiligen, den heimischen Wald zu schützen. Bedingt durch die Klimaveränderungen ist der Wunsch der Bevölkerung stärker denn je, sich für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. Diesem Wunsch, etwas tun zu können, tragen wir als Hessische Landesregierung mit dem Projekt ,Unser Wald´ Rechnung.“
Ziel der Aktion von HessenForst ist die Wiederbewaldung von Kahlflächen mit Mischbaumarten, die als klimastabil gelten. Engagieren können sich Hess*innen mit einer Spende, als Sponsor oder indem sie selbst zum Spaten greifen – aktuell sind Spenden in der Höhe von über 41.000 Euro eingegangen, die für die Wiederbewaldung der hessischen Projektflächen genutzt werden.
„Wir alle nutzen Wälder – zur Erholung, als Rohstoffquelle oder indirekt über ihre Funktion als ‚Klimaanlage’ und Wasserfilter. Ich finde es daher wichtig, dass wir gemeinsam die Rettung dieser unverzichtbaren Ressource vorantreiben! Die moderne Naturforschung kann hierzu beitragen, indem sie die wissenschaftlichen Grundlagen für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur erarbeitet“, erläuterte Senckenberg-Generaldirektor Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger.
„Nahezu alle Klimamodellierungen sagen trockenere Sommer in der Zukunft voraus. Unsere Aufgabe ist es beispielsweise zu erforschen, welche Bäume diesen steigenden Temperaturen, heftigen Stürmen, längeren Trockenperioden und neuen Schädlingen und Krankheiten trotzen können“, erklärte Prof. Dr. Thomas Hickler vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt. Hierzu beteiligt er sich an einem Kooperationsprojekt mit der Goethe Universität, dem Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) und der ECT Flörsheim GmbH: Trockenresistentere Eichenarten aus Süd- und Südosteuropa werden im Raum Lampertsheim und im Stadtwald von Rüsselsheim angepflanzt, um zu prüfen, ob sie als hiesige Waldbäume tauglich sind.
Einen globalen Blick auf die Wälder warf Dr. Christof Schenck von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt: „Weltweit wurden 78 Prozent der Primär- oder Urwälder zerstört, jedes Jahr gehen weitere 4,2 Millionen Hektar Urwald verloren!“. Besonders bedrohlich seien Kipppunkte, wie sie am Amazonas gefunden wurden. Dort zeigt sich, dass ab 20 bis 25 Prozent Entwaldung, der Regenwald flächig abstirbt. Schenck appellierte: „Intakte, ursprüngliche Wälder sollten unbedingt als Wildnisgebiete erhalten bleiben – hier setze ich auch auf die Biodiversitätskonferenz Ende Oktober. In Hessen dürfen sich seit vergangenem Jahr zehn Prozent der Staatswälder wieder natürlich entwickeln – hier wurde bereits der richtige Weg eingeschlagen.“
In seinem Vortrag präsentierte Mosbrugger einen Vorschlag für eine Systemlösung der großen „Umwelt-Herausforderungen“ wie Klimawandel, Verlust biologischer Vielfalt, Überfischung oder Vermüllung der Ozeane. „Im Kern beruht dieser Vorschlag auf einer umfassenden Bilanzierung und Offenlegung der drei Nachhaltigkeitsdimensionen Wirtschaft, Soziales und Umwelt sowie einer Internalisierung externer Kosten, die dann zum Erhalt des Naturkapitals verwendet werden“, erklärte der Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und fuhr fort: „So erzeugt die deutsche Landwirtschaft laut einer Studie der Boston Consulting Group jährlich ‚Umweltkosten‘ in Höhe von 90 Mrd. Euro, die eigentlich auf die Käufer*innen von landwirtschaftlichen Produkten umgelegt – ‚internalisiert‘ – werden müssten.“