Senckenberg-Vortragsreihe

Kaum Raum für Natur – der Landnutzungswandel als globales Problem für Arten, Ökosysteme und Klima

Vortrag am 8. März 2023


Frankfurt, 02.03.2023. Städte, Äcker, Holzplantagen – der Flächenhunger der Menschheit ist riesig: Weltweit werden gewaltige Areale für die menschliche Nutzung verändert. Allein der Bau von Siedlungen und Verkehrsflächen in Deutschland führte 2020 zu einer Versiegelung von 54 Hektar Land pro Tag. Dabei wären diese Gebiete so wichtig für den Natur- und Klimaschutz. Der nächste Vortrag der Senckenberg-Vortragsreihe „Planetare Grenzen – Die Welt ist nicht genug“ beleuchtet die Komplexität des Themas Landnutzungswandel und zeigt auf, wie die Zukunft aussehen könnte.

Weltweit werden noch immer Feuchtgebiete, Savannen und Wälder in landwirtschaftliche Nutzflächen umgewandelt, Auen überbaut, Vegetationsbestände degradiert und Städte erweitert. Dieser Landnutzungswandel ist eine wesentliche Ursache des Artensterbens und hat zudem große Auswirkungen etwa auf den Wasser-, Kohlenstoff-, Stickstoff- und Phosphorkreislauf – und auf das globale Klima. Zusätzlich ist ein gravierender weiterer Druck auf die Landökosysteme zu erwarten, weil diese in den nächsten Jahrzehnten den Hauptteil der für Treibhausgasneutralität nötigen CO2-Speicherung erbringen müssen.

Welche Optionen bestehen, diese Zielkonflikte zu minimieren und den vielen Funktionen der Ökosysteme gerecht zu werden? Sind Renaturierung oder Schutzgebiete eine Option? Oder braucht es einen drastischen Wandel unserer gesamten Lebens- und Wirtschaftsweise?

Die Geographin und Klimaforscherin Prof. Dr. Julia Pongratz hat den Lehrstuhl für Physische Geographie und Landnutzungssysteme an der Ludwig-Maximilians-Universität München inne. Sie befasst sich in ihrer Arbeit mit dem wechselseitigen Einfluss von Mensch, Vegetation und Klima im Anthropozän und hofft, dass es dank einer verantwortungsvollen Landnutzung noch gelingt, die globale Erwärmung zu drosseln.

Vortrag: Kaum Raum für Natur – der Landnutzungswandel als globales Problem für Arten, Ökosysteme und Klima

Referentin: Vortrag von Prof. Dr. Julia Pongratz (Ludwig-Maximilians-Universität, München)

Datum: Mittwoch, 8. März, 19:30 Uhr

Ort: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum, Arthur von Weinberg-Haus, Grüner Hörsaal, Robert Mayer Str. 2, 60325 Frankfurt

Vortragsreihe „Planetare Grenzen – Die Welt ist nicht genug“

Bereits 2009 veröffentlichte eine internationale Forschungsgruppe rund um den schwedischen Resilienzforscher Johan Rockström das Konzept der Planetaren Grenzen. Dieses beschreibt die neun globalen Prozesse, die die ökologische Überlebensfähigkeit des Menschen auf unserem Planeten bestimmen. Diese Grenzen definieren einen „sicheren Handlungsraum“ für die menschliche Zivilisation auf der Erde. Dafür dürfen bestimmte Schwellenwerte nicht überschritten werden, denn bei mehreren Prozessen gibt es Kippelemente im Erdsystem, bei denen ein Überschreiten abrupte und unumkehrbare Veränderungen hervorrufen würde. Doch bereits jetzt sind mehrere dieser Grenzen überschritten: Klimawandel, Landnutzungswandel, Unversehrtheit der Biosphäre und biogeochemische Kreisläufe (Phosphor, Stickstoff). Seit 2022 gehören auch neuartige Stoffe (Plastik und andere vom Menschen hergestellte Chemikalien) sowie Wasser dazu.

Die Vortragsreihe beleuchtet an neun Abenden die neun Grenzen und deren Zustand und zeigt Lösungsansätze auf, wie eine globale Transformation noch innerhalb der planetaren Grenzen gelingen kann.

Die Vorträge dieser Reihe finden in Präsenz statt. Sie können zudem per Livestream über den Kanal www.youtube.com/SenckenbergWorld (mit Kommentarmöglichkeit über die Chatfunktion) mitverfolgt werden.

Alle Informationen zu den Vorträgen, Referent*innen und Themen unter: www.senckenberg.de/PlanetareGrenzen

 

Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist eine Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft und erforscht seit über 200 Jahren weltweit das „System Erde“ – in der Vergangenheit, der Gegenwart und mit Prognosen für die Zukunft. Wir betreiben integrative „Geobiodiversitätsforschung“ mit dem Ziel die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen zu erhalten und nachhaltig zu nutzen. Zudem vermittelt Senckenberg Forschungsergebnisse auf vielfältige Art und Weise, vor allem in den drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden. Die Senckenberg Naturmuseen sind Orte des Lernens und Staunens und sie dienen als offene Plattformen dem demokratischen Dialog – inklusiv, partizipativ und international. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

Pressematerial

Diese vermeintliche Naturaufnahme zeigt eine stark vom Menschen veränderte und genutzte Landschaft, die vielerlei Leistungen erbringt.
Foto: Julia Krohmer