Velociraptor Foto: DI.MA. Dino Makers in collaboration with Gigabones and Fabio Manucci

Dinozuwachs bei Senckenberg

Frankfurt am Main, 23.09.2024. Der Tyrannosaurus rex im Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt bekommt Verstärkung: Zwei Dino-Skelettmodelle aus der Gruppe der Theropoden, zweibeinige Fleischfresser mit scharfen Zähnen sowie Krallen an den Greifhänden, ergänzen ab dem 23. September 2024 die Dauerausstellung im Dinosauriersaal. Die beiden Dinosaurier entlarven dabei auch einen Filmfehler: Im Kino-Blockbuster „Jurassic Park“ wurden die Tiere hinsichtlich ihrer Größe und Erscheinung kurzerhand vertauscht. Wie sie korrekt dargestellt sind, erfahren Besuchende nun im Museum hautnah.
 
„Die beiden neuen Modelle der Saurierskelette sind Highlights unserer Dauerausstellung. Sie ergänzen unsere umfangreiche Sammlung und bieten nicht nur wissenschaftlich fundierte Einblicke in die Anatomie dieser Raubdinosaurier, sondern auch ein spektakuläres visuelles Erlebnis“, sagt Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt.
 
Würde der Velociraptor heute noch leben, sähe er auf den ersten Blick vermutlich wie ein ungewöhnlicher Raubvogel aus – jedoch mit scharfen, nach hinten gebogenen Reißzähnen im Maul. Er war ein agiler, zweibeiniger und gefiederter Jäger mit einem steifen Schwanz und einer hervorstehenden, gebogenen Klaue an jedem Fuß. In dem Film „Jurassic Park“ erlangte der Gattungsname „Velociraptor“ mit dem Auftritt eines großen, schuppigen und vor allem intelligenten Räubers, der im Rudel jagt, Berühmtheit. Doch der im Blockbuster mannshohe Raptor war in der Realität – während der Kreidezeit vor etwa 75 bis 71 Millionen Jahren – ein kleiner, etwa zwei Meter langer und nur 60 Zentimeter hoher, gefiederter Dinosaurier. Er kam in Zentral- und Ostasien vor und jagte vermutlich eher allein. Er hatte wahrscheinlich einen exzellenten Geruchssinn, wie die Größe und Form des Bereichs seines Schädels, in dem sich der Riechkolben befindet, vermuten lassen.
 
„Vorbild für die in ,Jurassic Park‘ gezeigten heimtückischen Urzeitjäger war eher ein naher Verwandter von Velociraptor namens Deinonychus antirrhopus,“ erläutert Dr. Thorolf Müller, Projektleiter und leitender Kurator bei Senckenberg und weiter: „Dieser sehr viel größere Dinosaurier lebte in der frühen Kreidezeit vor 145 bis 100 Millionen Jahren in Nordamerika. Sein Körper war für die schnelle Verfolgung gebaut: Spezielle Wirbel seines Schwanzes, eine ausgezeichnete Sehkraft, scharfe gezackte Zähne und eine lange Raubkralle auf einer Zehe jeden Fußes machten ihn zu einem furchteinflößenden Jäger, der wahrscheinlich in einem losen Verbund aus mehreren Tieren seine Beute erlegte. Ebenso wie Velociraptor war er aller Wahrscheinlichkeit nach gefiedert.“ Deinonychus besaß lange Arme, die fast drei Viertel der Beinlänge erreichten, und große Hände mit je drei Klauen. Entdeckt wurde die Art 1964 durch den amerikanischen Paläontologen John Ostrom in Montana, USA.
 
Angefertigt wurden die beiden Modelle der Saurierskelette in Italien. Wichtigste Vorlage für die naturgetreue Rekonstruktion der Stücke war für die Modellbauspezialist*innen um den Paläontologen Simone Maganuco von „DI.MA. Dinomakers“ sowie den Paleo-Künstler Fabio Manucci von „Gigabones“ unter anderem ein außergewöhnlich spektakulärer Fund aus dem Jahr 1971 in der Mongolei: Das Fossil zeigt einen Protoceratops, ein Pflanzenfresser der Gattung der Vogelbeckensaurier, und einen Velociraptor, die im Kampf gemeinsam umgekommen sind. Als Referenz für die beiden Rekonstruktionen wurden weitere Abbildungen und Zeichnungen von Funden sowie aktuelle wissenschaftliche Publikationen herangezogen, um die Skelette so detailgetreu wie möglich und nach aktuellstem Stand der Forschung nachzubilden. „Die wissenschaftliche Genauigkeit dieser Modelle basiert auf den neuesten Erkenntnissen und ermöglicht einen faszinierenden Einblick in die Anatomie und das Leben dieser prähistorischen Raubtiere,“ sagt Projektleiter Müller. Tatsächlich revolutionierten Funde wie Deinonychus unser Bild der Dinosaurier und leiteten eine Abkehr ein von den Darstellungen als plumpe Riesenechsen hin zu flinken, vogelähnlichen Tieren, die auch in ihrer Intelligenz modernen Vögeln wie z.B. Raben wahrscheinlich in nichts nachstanden.
 
Angehörige der Gruppe der Theropoden, wie Tyrannosaurus rex und auch Velociraptor sowie Deinonychus verfügen über Merkmale, die auch bei heutigen Vögeln zu finden sind: ein flexibles Handskelett, ein bumerangförmiges Gabelbein, nach vorne gerichtete Zehen – und Federn. Den Beleg, dass Velociraptor ein Federkleid besaß fanden Forschende bei einer erneuten Untersuchung eines 1998 in der Mongolei geborgenen Skeletts: An einem Unterarmknochen entdeckten sie Einkerbungen von Federkielen, wie man sie auch bei heutigen Vögeln findet. Fliegen konnte der Dinosaurier jedoch nicht. Mit dem Federkleid könnte er seinen Körper oder sein Nest gewärmt haben oder es diente zur Stabilisierung im schnellen Lauf, vermuten Forschende.
 
Als dauerhafter Bestandteil ergänzen die beiden Tiere nun die umfassende Ausstellung von Dinosauriern – eine der größten in Deutschland – im Frankfurter Naturmuseum.
 
Senckenberg Naturmuseum Frankfurt
Senckenberganlage 25
60325 Frankfurt
 
Öffnungszeiten
Montag 9:00 – 17:00 Uhr
Dienstag 9:00 – 17:00 Uhr
Mittwoch 9:00 – 20:00 Uhr
Donnerstag 9:00 – 17:00 Uhr
Freitag 9:00 – 17:00 Uhr
Samstag, Sonntag und an Feiertagen 9:00 – 18:00 Uhr
 

Pressematerial

Deinonychus

Foto: DI.MA. Dino Makers in collaboration with Gigabones and Fabio Manucci

Deinonychus

DI.MA. Dino Makers in collaboration with Gigabones and Fabio Manucci

Deinonychus

DI.MA. Dino Makers in collaboration with Gigabones and Fabio Manucci

Velociraptor

DI.MA. Dino Makers in collaboration with Gigabones and Fabio Manucci

Velociraptor

DI.MA. Dino Makers in collaboration with Gigabones and Fabio Manucci

Velociraptor

DI.MA. Dino Makers in collaboration with Gigabones and Fabio Manucci

PM Dinozuwachs bei Senckenberg

Programm Raptoren

Velociraptor und Deinonychus

Foto: Senckenberg, Sven Tränker

Velociraptor und Deinonychus

Foto: Senckenberg, Sven Tränker