Eduard Rüppell – 1860 stammte jedes zweite Sammlungsobjekt von ihm. Zudem finanzierte er den Erweiterungsbau des Museums. Aufnahme von ca. 1840.

Neue digitale Senckenberg-Vortragsreihe:

Museum for Tomorrow: Die Praxis der Museen

Auftakt: „Der ferne Klang: Das Frankfurter Senckenbergmuseum von 1817 bis 1971 – und was davon bis heute nachwirkt“ am 24. November


Heute, am 22. November feiert das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt seinen 200. Geburtstag. Aus diesem Anlass greift die neue Senckenberg-Vortragsreihe das Jubiläumsmotto „Museum for Tomorrow“ auf und widmet sich bis Ende März an elf Abenden der Geschichte und Praxis von (Natur)Museen. Eröffnet wird die Reihe mit einem Vortrag des
„Senckenbergers“ PD Dr. Joachim Scholz zur Geschichte des Frankfurter Naturmuseums. Die Vortragsreihe wird wechselweise von Dr. Brigitte Franzen und Dr. Julia Krohmer moderiert.

Naturkundemuseen haben häufig ihre Wurzeln in Kuriositätenkabinetten von Fürsten, sie wurden bereichert durch Forschungsreisende und Sammlungen engagierter Bürger*innen, boomten im 19. Jahrhundert und befinden sich heute als Forschungsmuseen an der Schnittstelle von grundlegenden Themen, die die Gesellschaft und Politik bewegen. Die Senckenberg Museen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zählen zu den acht Leibniz-Forschungsmuseen. Sie sind Orte, an denen Forschen, Sammeln, Bewahren, Ausstellen und Vermitteln integrativ ineinander greifen und Themen rund um Natur in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft authentisch, forschungsbasiert und faszinierend dargestellt werden.

Die Museen entwickeln sich zu Orten für die Themen der Zukunft. Dabei spielen auch digitale Formate eine Rolle, durch die Ausstellungen immersiv gestaltet und sogar virtuell begeh- und erfahrbar werden. Gleichzeitig stellt sich die Frage nach der Aura der Objekte und nach der Wahrhaftigkeit ihrer Vermittlung neu. Zudem ist die Rolle der Forschungsmuseen heute wichtiger und vielfältiger denn je – sie wirken als inklusive, partizipative und internationale Plattformen des demokratischen Dialogs, in denen gemeinsam mit der Gesellschaft Lösungen für mehr Nachhaltigkeit und ein neues Naturverständnis entwickelt werden.

Wie steht es um die Praxis und die Perspektiven der (Natur-)Museen? Renommierte Referent*innen beleuchten in der Vortragsreihe die Geschichte und heutige Position von Museen sowie deren gesellschaftliche Rolle und ihr Potenzial: früher, heute und mit Blick auf die Zukunft.

Auftakt: „Der ferne Klang: Das Frankfurter Senckenbergmuseum von 1817 bis 1971 – und was davon bis heute nachwirkt“

Referent: PD Dr. Joachim Scholz (Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt)

Datum: Mittwoch, 24. November, 19:15 Uhr

Nur vier Jahre nach der Gründung der „Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft“ durch zunächst 17 Frankfurter Bürger öffnete am 22. November 1821 das „Museum Senckenbergianum“ am Eschenheimer Tor seine Pforten. 1907 erfolgte der Umzug in den Neubau an der Senckenberganlage, und nur 15 Jahre später gehörten die naturkundlichen Sammlungen zu den fünf größten Europas. Wie war das so schnell möglich? Darum ranken sich bis heute Narrative, in denen u.a. auch Goethe vorkommt. Viel wichtiger war hier aber jemand, der sein gesamtes Vermögen in die Stadt und in das Museum investierte: Eduard Rüppell – 1860 stammte jedes zweite Sammlungsobjekt von ihm.

Die Gründungsgeschichte des Senckenberg Naturmuseum Frankfurt ist nicht nur die ihrer Stifter, sondern sie wird auch durch die Verwerfungen einer Zeit bestimmt, in der sich Frankfurt als Stadtstaat in einem Meer von Monarchien zu behaupten wusste. Die Gründung war zudem eine patriotische Geste von Bürgern dieser winzigen Republik, eingekeilt im preußischen Flächenstaat, dem sie 1866 doch angegliedert wurde. Der Vortrag beleuchtet den historischen Kontext und betrachtet darüber hinaus Aspekte der Entwicklung Senckenbergs, die bisher noch wenig erforscht sind: zum Beispiel die jüdischen Wurzeln der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und die Rolle der Frauen bei Aufbau und Erforschung der Sammlungen. Mit dem Vortrag wird der Versuch unternommen, Licht und Schatten in der Geschichte des Museums zu kartieren.

Der Paläontologe Joachim Scholz beschäftigt sich am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmusem Frankfurt unter anderem mit dem Tierstamm der Bryozoen und betreute über 15 Jahre das Archiv der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.

Aufgrund der Covid19-Pandemie finden die Vorträge bis auf Weiteres rein virtuell statt.

Sie können per Livestream unter www.senckenberg.de/live (ohne Kommentarmöglichkeit) oder über den Kanal www.youtube.com/SenckenbergWorld (mit Kommentar-möglichkeit über die Chatfunktion) mitverfolgt werden. Wer virtuell mit den Referent*innen diskutieren möchte, meldet sich über den Anmeldelink im Senckenberg-Veranstaltungskalender an und erhält dann die Zugangsdaten für die Zoom-Veranstaltung. 

Informationen zu den Vorträgen, Referent*innen und Themen

unter:

https://www.senckenberg.de/Vortragsreihe-Museum

 

Die Vortragsreihe wird im Rahmen des Aktionsplans „Eine Welt in Bewegung“ der Leibniz-Forschungsmuseen veranstaltet.

Pressematerial

Das Senckenberg Naturmuseum schaut in seinem Jubiläumsjahr in einer Vortragsreihe auf die Geschichte und Bedeutung von Naturmuseen: „Museum for Tomorrow: Die Praxis der Museen“.

Copyright: Senckenberg

Eduard Rüppell – 1860 stammte jedes zweite Sammlungsobjekt von ihm. Zudem finanzierte er den Erweiterungsbau des Museums. Aufnahme von ca. 1840.

Copyright: Archiv der SGN (Frankfurt)

Das Senckenberg Naturmuseum, digitalisiert von einer Fotoplatte, die vermutlich kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges entstand. Vor dem Eingang stand damals der hier abgebildete Unterkiefer eines großen Bartenwales. Copyright: Archiv der SGN (Frankfurt)