Molluske des Jahres 2021
Heute beginnt die öffentliche Abstimmung zum „Molluske des Jahres 2021“. Eine internationale Jury bestehend aus Wissenschaftler*innen des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt, des LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) und der weltweiten Gesellschaft für Molluskenforschung (Unitas Malacolgica) hat fünf Weichtierarten aus mehr als 120 öffentlichen Nominierungen ausgewählt, die für den Titel kandidieren. Das Gewinner-Tier bekommt das komplette Erbgut entziffert.
Weichtiere (Mollusken) gehören zu den morphologisch vielfältigsten Lebewesen weltweit und aufgrund ihrer Artenzahl zu dem zweitgrößten Tierstamm. Sie sind nicht nur in ihrer Form und Größe enorm vielfältig, sondern haben auch komplexe Verhaltensweisen. Zudem finden sich Mollusken in fast allen Lebensräumen der Erde: im Meer, im Süßwasser und auf dem Festland.
Obwohl Weichtiere sich bereits vor etwa 500 Millionen Jahren entwickelten, gehören sie immer noch zu den weitgehend unbekannten Tiergruppen. Viele Arten warten noch auf ihre Entdeckung und Erforschung und viele Informationen, die helfen würden, ihre Evolution, phylogenetischen Beziehungen, Anpassung und Verhaltensmuster zu verstehen, fehlen. Während die Entschlüsselung des Erbguts von vielen anderen Tierstämmen auf Hochtouren läuft, gibt es bei den Mollusken nur wenige Arten, deren Genom vollständig sequenziert ist.
Um dieses Ungleichgewicht zu beseitigen, haben Wissenschaftler*innen des Senckenberg Naturmuseums, des LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) und der Unitas Malacologica, der weltweiten Gesellschaft für Molluskenforschung, das Projekt „Molluske des Jahres 2021“ ins Leben gerufen, mit dem Ziel, Mollusken weltweit bekannter zu machen, sowie die Forschungsarbeit an wichtigen Weichtierarten zu fördern und zu unterstützen. Das gesamte Genom des Weichtiers, welches den Wettbewerb gewinnt, wird am LOEWE-Zentrum TBG sequenziert.
Der Aufruf zur Nominierung des „Lieblingsmolluskes“ wurde im Dezember öffentlich gemacht. „Wir waren erstaunt über das riesige Interesse an der Ausschreibung. Mehr als 120 Nominierungen aus der ganzen Welt erreichten uns, sowohl von Forschungseinrichtungen als auch von der breiten Öffentlichkeit. Wir waren auch angenehm überrascht, wie viele interessante und seltene Arten nominiert wurden, darunter zum Beispiel eine Tiefsee-Molluske, die erst im Jahr 2020 auf Video aufgenommen wurde“, erklärt Dr. Carola Greve, Laborleiterin des LOEWE-Zentrums TBG.
Die fünf Molluskenarten, die für den Titel „Molluske des Jahres 2021“ kandidieren, wurden von einer wissenschaftlichen Jury aus den Nominierungen ausgewählt. Mitglieder der Jury sind: Dr. Julia Sigwart, Sektionsleiterin der Abteilung Malakologie des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt, Prof. Dr. Yasunori Kano vom Institut für Atmosphären- und Ozeanforschung (AORI) der Universität Tokio und Mitglied der Unitas Malacologica, Dr. Tilman Schell, Bioinformatiker und Carola Greve, Laborleiterin des LOEWE-Zentrums TBG.
„Unser Ziel war es, Molluskenarten auszusuchen, die in der Öffentlichkeit noch nicht so gut bekannt, aber dennoch faszinierend sind. Wir wollten auch Arten hervorheben, bei denen die Analyse ihrer Genome wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse über deren Evolution und Anpassung offenbaren kann“, so Sigwart.
Die nominierten Weichtiere reichen von einer neuseeländischen Käferschnecke, deren Fossilien rund 400 Millionen Jahre zurückreichen, einer gefährdeten Muschelart aus den unterirdischen Karsthöhlen Kroatiens bis hin zu einem seltenen Tiefseekalmar, einem pelagischen Oktopus und einer vom Aussterben bedrohten kubanische Landschnecke, welche zu den schönsten gefärbten Schnecken der Welt gehört.
Die Abstimmung findet vom 18. bis 31. Januar 2021 auf der Webseite des Loewe-Zentrums TBG, unter dem Link: https://tbg.senckenberg.de/de/mollusc statt. Dort findet man auch weitere interessante Informationen über die nominierten Weichtiere. Das „Molluske des Jahres 2021“ wird am 1. Februar bekannt gegeben.