Ein Jahr bei Senckenberg: Kunst, Stadtinsekten, Natur und Medizin
Jahresprogramm 2023 des Frankfurter Naturmuseums veröffentlicht
Heute veröffentlicht das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt sein Programm für 2023: Die Besucher*innen erwarten Sonderausstellungen zur Frankfurter Insektenfauna, zu einer künstlerisch-wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Welt der Pflanzen, zu einem artesischen Brunnen in der Grube Messel sowie zur Biodiversität und deren Bedeutung für uns Menschen. Ein künstlerischer Blick auf den Lebensraum Korallenriff und ein neuer Dauerausstellungsbereich zur Nutzung von Naturstoffen für die Pharmazie und der Herstellung von Medikamenten runden das Angebot ab. Kooperationen mit der Schirn Kunsthalle Frankfurt, dem Frankfurter Kunstverein und der Städelschule beleuchten thematische Schwerpunkte wie Plastikverschmutzung der Meere, Gebäude als Biodiversitätslandschaften und den rasant fortschreitenden Artenverlust. Begleitet werden die Ausstellungen von einem vielfältigen Bildungs- und Vermittlungsprogramm.
„Rund 420.000 Menschen waren im vergangenen Jahr in unserem Frankfurter Museum – das sind sensationelle Zahlen, die sogar unsere ‚Vor-Corona-Zeiten‘ übertreffen. Sie zeigen einmal mehr das gesteigerte Interesse an Natur- und Umweltthemen und bestärken unsere Rolle als Ort des Dialogs und Vertrauens“, freut sich Museumsdirektorin Dr. Brigitte Franzen und fährt fort: „Das neue Ausstellungsjahr beginnen wir mit einem Kunst-Schwerpunkt. Die Kunst ist ein visueller und experimenteller ‚Feedbackraum‘ der Wissenschaft: Unser Publikum wird mit allen Sinnen angesprochen und so dazu angeregt sich mit unseren naturwissenschaftlichen Forschungsinhalten auseinanderzusetzen.“
Den Auftakt macht am 31. März die Sonderausstellung „Maria Loboda: The Machine“. Das neu gestaltete und ab dann wieder in Betrieb genommene Senckenberg-Museumskino zeigt den ersten Film der Preisträgerin des Ottilie-Roederstein-Stipendiums des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst und der Hessischen Kulturstiftung: Hauptrolle in „The Machine“ spielt ein artesischer Brunnen, welcher ohne technische Hilfe sprudelt. Solch ein Brunnen ist auch – in der industriell überformten – Grube Messel zu finden. Der Film beschreibt eine surreale Reise von Messel und dem Zeitalter des Eozäns vor 50 Millionen Jahren über Maschinen des 18. und 19. Jahrhunderts bis hin zu heutigen Forschungslaboren.
Anfang Juni heißt es dann „Triff das Riff!“ mit der „Perspektive Kunst“. Im Ausstellungsraum Korallenriff geben Künstler*innen, Naturwissenschaftler*innen und Jugendliche – unter Federführung der Künstlerinnen Linda Weiß und Nina Queissner – neue Blickwinkel auf die Bereiche Wert, Schutz und Gefährdung von Korallenriffen. Mittelpunkt der Ausstellung ist eine flexible Displayarchitektur des Künstlers Markus Zimmermann.
„Die wunderschönen und gleichzeitig wissenschaftlich hoch interessanten Werke der Künstlerinnen Maria Sybilla Merian, Elisabeth Schultz und Ulrike Crespo stehen im Mittelpunkt der ab dem 8. September folgenden Sonderausstellung ‚Floralia: Merian – Schultz ¬– Crespo‘“, berichtet Franzen und weiter: „In Frankfurt haben es diese Künstlerinnen in drei aufeinander folgenden Jahrhunderten zur Meisterschaft der künstlerisch-wissenschaftlichen Auseinandersetzung und Bildgebung gebracht. Die Ausstellung zeigt ihre Werke in einem völlig neuen Zusammenhang und beleuchtet das Verhältnis von Wissenschaft und Kunst.“
Die Flora der Mainmetropole spielt auch in der Schau „Stadtinsekten: Frankfurts kleine Helfer“ eine Rolle, denn ohne die Gliedertiere gäbe es die meisten Pflanzen nicht. Die Ausstellung lädt dazu ein, die faszinierende Welt der Insekten in Frankfurt kennenzulernen und gemeinsam mit den Senckenberg-Wissenschaftler*innen zu erforschen. Wer ist für die Bestäubung der Petersilie, eines der sieben Kräuter der „Grie Soß“, verantwortlich? Warum werden Städte zu Rückzugsorten von Insekten? Und wie können wir alle zum Schutz von Schmetterling und Co beitragen? Antworten finden Besuchende ab dem 29. September im Senckenberg Naturmuseum.
Ende November geht es dann – gemeinsam mit der BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) um das Kernthema Senckenbergs: „Planet A* – Die Ausstellung für *Artenvielfalt“ zeigt Fakten rund um die Biodiversität sowie Handlungsmöglichkeiten zu deren Schutz. Zwischen den großen Dinosaurierskeletten bietet sie Raum zum (Meinungs-)Austausch.
Eine neue Dauerausstellung zeigt ab 15. Dezember im zweiten Obergeschoß des Naturmuseums die Zusammenhänge zwischen „Natur + Medizin“. Historische als auch gegenwärtige Themen rund um die Gesundheit des Menschen und sein Verhältnis zur Natur sind Gegenstand des modernen Raums, den ein spektakuläres Leuchtbild hinter einer Apothekenfassade kennzeichnet. Besucher*innen erfahren hier, wie vielfältig die Nutzung von Naturstoffen für Pharmazie und Medizin ist. Der Medizin der Tiere, die schon den frühen Menschen inspiriert hat, ist ein eigener Bereich gewidmet.
„Wir freuen uns zudem außerordentlich auf und über drei Kooperationsprojekte, die wir gemeinsam mit der Schirn, der Städelschule und dem Frankfurter Kunstverein initiiert haben“, erzählt die Frankfurter Museumsdirektorin und ergänzt: „Im Rahmen von ‚Plastic World‘ präsen¬tiert die Schirn ab 22. Juni Objekte, Instal¬la¬tio¬nen, Filme und Doku¬men¬ta¬tio¬nen und zeigt die Geschichte der Kunststoffe in der Kunst sowie ein breites Panorama der künstlerischen Verwendung und Bewertung von Plastik im Spiegel der Gesellschaft. Die Künstlerin und Wissenschaftlerin Pınar Yoldaş zeigt bei uns im Museum eine neue ortsspezifische Installation aus ihrer seit fast zehn Jahren laufenden Untersuchung ‚An Ecosystem of Excess‘. Im Zentrum stehen die Ozeane – einstmals Ursprung der Evolution und heute stark von Plastik durchseucht.“
Im Hof des Naturmuseums wird die Städelschule mit dem „Frankfurt Prototype“ im Juli ein einmaliges Labor für eine neue Kooperation von heutigen Künsten und Wissenschaften eröffnen. Es geht um drängende Fragen der Gegenwart und das Zusammendenken von Biodiversität und Architektur: Wie können wir in Zukunft ressourcenschonend Raum schaffen? Wie kann ein gesamtes Gebäude in eine Biodiversitätslandschaft verwandelt werden? Und wie sieht in diesem Zusammenhang ein Museum der Zukunft aus?
In einer disziplinübergreifenden Kooperation von Frankfurter Kunstverein und dem Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt entsteht mit der ab 13. Oktober im Kunstverein zu erlebenden Ausstellung „Bending the Curve“ ein Parcours mit zeitgenössischer Kunst, wissenschaftlichen Exponaten, multimedialen Installationen und innovativen Materialien. Thema sind der rasant fortschreitende Artenverlust und die Bedeutung von Artenvielfalt und intakten Lebensräumen für Mensch und Natur.
„Ich bin begeistert über unser vielfältiges Ausstellungsangebot und sicher, dass wir unseren Besucher*innen erneut Unerwartetes, Anregendes und Informatives bieten können!“, schließt Franzen.
Die Jahresübersicht gibt es auch unter museumfrankfurt.senckenberg.de/preview, aktuelle Termine zum begleitenden Bildungs- und Veranstaltungsprogramm finden sich unter www.museumfrankfurt.senckenberg.de/de/kalender/.
Öffnungszeiten des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt: Täglich von 9 bis 17 Uhr, Mittwoch bis 20 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertage bis 18 Uhr. Das Museum ist am Karfreitag, 24. Dezember, 31. Dezember und 1. Januar geschlossen.