Blumen für Mosbrugger
Drei Pflanzenfossilien zu Ehren des ehemaligen Senckenberg-Generaldirektors beschrieben
Das heute neu erschienene Sonderheft des Senckenberg-Fachjournals „Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments“ ist Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger gewidmet, welcher nach 15-jähriger Senckenberg-Amtszeit vor Kurzem in den Ruhestand getreten ist. Drei neuentdeckte und in der Publikation erstmalig beschriebene Fossilien – eine Blüte, eine Alge und eine Frucht – wurden nach dem ehemaligen Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung benannt.
Mit dem vergangenen Jahreswechsel hat Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger das Amt des Senckenberg-Generaldirektors an seinen Nachfolger Prof. Dr. Klement Tockner weitergegeben. „Volker Mosbrugger war 15 Jahre an der Spitze Senckenbergs und hat die Gesellschaft dort maßgeblich gestaltet. Zudem hat er sich während der letzten 40 Jahre nicht nur einen Ruf als führender Paläobotaniker erarbeitet, sondern auch als exzellenter Vermittler zwischen Wissenschaft und Gesellschaft“, erklärt Prof. Dr. Dieter Uhl vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt und fährt fort: „Wir haben uns daher entschieden ihm die aktuelle Ausgabe unseres Fachjournals zu widmen!“
Uhl hat daher mit seinen Kolleg*innen Angela Bruch (Forschungsstelle ROCEEH der Heidelberger Akademie der Wissenschaften) und Torsten Utescher (Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt) folgerichtig in der Einleitung des Heftes den akademischen Weg Mosbruggers festgehalten. „Allein seine Auszeichnungen und Mitgliedschaften würden zahlreiche Seiten füllen“, lacht Uhl. Der Frankfurter Geowissenschaftler und ein internationales Autor*innenteam hat sich aber für einen anderen Weg entschieden Mosbrugger zu ehren. „In dem Journal sind die Neubeschreibungen von drei fossilen Pflanzenarten veröffentlicht, die nach Mosbrugger benannt wurden“, erläutert Uhl.
Uhl selbst hat, zusammen mit einem internationalen Team, eine neu entdeckte, fossile Blüte aus der französischen Fossillagerstätte Menat beschrieben. Die Pflanze mit den etwa 3 Millimeter langen Blütenblättern stammt aus dem Paleozän, ist etwa 56 Millionen Jahre alt und trägt nun den Namen Menatanthus mosbruggeri. Durch die exzellente Erhaltung in einem ehemaligen Maar-See sind auf der Blüte sogar deutlich die Staubgefäße mit den Pollenkörnern zu erkennen, die an heutige Lorbeerrosen (Kalmia) erinnern.
Auch eine fossile Alge, die im Nordwesten Bulgariens gefunden wurde, trägt nun den Namen Mosbruggers. Die neue Art Closterium mosbruggeri ist der erste fossile Nachweis dieser Zieralgen-Gattung in Europa und der dritte weltweit. Das längliche Pflanzenfossil ist zwischen 12 und 11 Millionen Jahre alt und kann dazu beitragen die Evolutionsgeschichte der heute weltweit verbreiteten Algengattung besser zu verstehen.
Der kürzlich verstorbene Altmeister der Paläobotanik, Zlatko Kvaček von der Karls Universität in Prag widmet seinen Artikel „Volker Mosbrugger, den ich sowohl als Person schätze, als auch für seine neuen Ansätze in der paläontologischen Forschung und für sein breites Verständnis der Evolutionsgeschichte der Pflanzen“. Die von ihm beschriebene, 29 Millimeter lange, Frucht Halesia mosbruggeri stammt aus dem Miozän der Tschechischen Republik und gehört zur Gattung der Schneeglöckchenbäume.
Weitere Artikel des Sonderheftes fassen die verschiedenen Forschungsinteressen Mosbruggers zusammen – vom Südwesten Deutschlands bis zum Himalaya.
Publikation:
Uhl, D., Bruch, A.A. & Utescher, T. Introduction to the special issue “Palaeobotanical contributions in honour of Volker Mosbrugger”. Palaeobio Palaeoenv (2021). https://link.springer.com/journal/12549/volumes-and-issues/101-1