Bildband von Karen Weinert und Martin PĂ€ckert erschienen

Behausungen / Dwellings / Domicilia

Ein Einblick in die faszinierende Welt der Vogelnester


Dresden, den 22. Dezember 2021. Vogelnester sind in aller Regel keine „Behausungen“, in denen Vögel wohnen. Vielmehr bauen Vögel ihre Nester, um darin Eier abzulegen und ihren Nachwuchs großzuziehen. Eine vermutlich hĂ€ufig mit dem Begriff „Vogelnest“ assoziierte Nestform ist ein offener, aus GrĂ€sern und kleinen Zweigen geflochtener Napf. TatsĂ€chlich sehen viele, aber bei weitem nicht alle Vogelnester so aus. Die Dresdner Fotografin Karen Weinert und Senckenberg-Ornithologe Dr. Martin PĂ€ckert von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden haben der faszinierenden Vielfalt der Vogelnester einen Bildband mit Essays gewidmet: „Behausungen / Dwellings / Domicilia“.

Neben den Napfnestern gibt es flache Plattformnester von Wasservögeln wie Enten und GĂ€nsen, Muldennester vieler Bodenbrüter, Höhlennester gezimmert in BĂ€umen (z. B. von Spechten) oder eingegraben in LehmwĂ€nden (z. B. von Eisvögeln), an Felsen oder HĂ€user gebaute Lehmnester von Schwalben und Seglern sowie Kugelnester von Zaunkönigen, Schwanzmeisen und GoldhĂ€hnchen. Keiner dieser Nesttypen ist ausschließlich für eine bestimmte Vogelfamilie oder -gattung charakteristisch. Es gibt aber auch Nestbauweisen, die fĂŒr bestimmte Vogelgruppen kennzeichnend sind, wie etwa die korbĂ€hnlichen HĂ€ngenester der Webervögel, die kugelförmigen Lehmnester der Töpfervögel oder die zu tĂŒtenĂ€hnlichen Gebilden zusammengenĂ€hten Nester der Schneidervögel. Das Buch stellt Nester unterschiedlichster Bautechniken und von Vögeln aller Kontinente vor.
 
Die großformatigen Abbildungen zeigen ausgewĂ€hlte Stücke aus den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden, darunter viele SchauprĂ€parate des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die damals speziell für die Ausstellung im Dresdner Zwinger angefertigt wurden. Die ungeheure Vielfalt an Formen und Techniken erinnert an fantastische Architekturen. ErgĂ€nzt wird diese Schau durch eine Fotoserie heimischer, standardisierter Vogelnester aus NistkĂ€sten. Das interdisziplinĂ€re Projekt vereint die Perspektiven von Kunst, Fotografie, Naturwissenschaft und Museologie auf die historischen Sammlungsobjekte. Die Kamera zeigt die naturgegebene Kunstfertigkeit der filigranen Gebilde, die Begleittexte informieren über charakteristische Nestformen und Verhaltensweisen in der Vogelwelt.
 
Die Senckenberg Gesellschaft fĂŒr Naturforschung ist eine Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft und erforscht seit ĂŒber 200 Jahren weltweit das „System Erde“ – in der Vergangenheit, der Gegenwart und mit Prognosen fĂŒr die Zukunft. Wir betreiben integrative „GeobiodiversitĂ€tsforschung“ mit dem Ziel die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage fĂŒr zukĂŒnftige Generationen zu erhalten und nachhaltig zu nutzen. Zudem vermittelt Senckenberg Forschungsergebnisse auf vielfĂ€ltige Art und Weise, vor allem in den drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden. Die Senckenberg Naturmuseen sind Orte des Lernens und Staunens und sie dienen als offene Plattformen dem demokratischen Dialog – inklusiv, partizipativ und international. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de. 

Pressematerial

Buchcover „Behausungen / Dwellings / Domicilia“
Copyright: publish&print Verlag, Dresden

Rotstirn-Schneidervogel Orthotomus sutorius. Die tropischen Schneidervögel der Gattung Orthotomus können mit ihren langen dĂŒnnen SchnĂ€beln lebende BlĂ€tter mit Pflanzenfasern zu kleinen SĂ€ckchen zusammennĂ€hen, in die das eigentliche Nest gebaut wird.

Foto: Karen Weinert

Die HĂ€ngenester der auch in Europa einheimischen Beutelmeise Remiz pendulinus sind unverwechselbar. In ein korbartiges GrundgerĂŒst aus Fasern von SchilfblĂ€ttern und anderen Pflanzen werden die wollartigen SamenfĂ€den von Weiden und Pappeln sowie Spinnweben eingefĂŒgt und zu einem dicken Filz verwoben. Dieses Gewebe bietet eine ideale WĂ€rmeisolierung.
Foto: Karen Weinert