Urbane Vielfalt zum Niederknien:

Aufruf zur bundesweiten #Krautschau am 22. Mai 2022, dem Welttag der biologischen Vielfalt


Frankfurt am Main, den 16. Mai 2022. An das letzte Tier, das sie gesehen haben, erinnern sich die meisten Menschen. Aber wie ist das bei Pflanzen? Viele Menschen in der Stadt nehmen die dortige Flora, wenn überhaupt, nur als grünen Hintergrund oder Straßenbegleitgrün wahr. Die Stadtbotanik-Aktion #Krautschau möchte am Welttag der Biodiversität mit einem bundesweiten Aktionstag am 22. Mai zum zweiten Mal mehr Bewusstsein für die Präsenz vor allem der kleinen Wildpflanzen im urbanen Raum und für die Bedeutung von Natur in den Städten schaffen. Die Aktion wird von Senckenbergerin Dr. Julia Krohmer und von Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg koordiniert.

Beim Stichwort „Urbanes Grün“ denken die meisten an Bäume und Parks. Diese spielen zwar durch ihre abkühlende Wirkung eine wichtige Rolle bei der Minderung der Folgen des Klimawandels in Städten, aber es gibt noch viel mehr Botanik in der Stadt. „Wer genau hinschaut, entdeckt sogar in unseren von Beton und Asphalt geprägten Innenstädten überall Pflanzen. Zwischen Pflastersteinen, in Rinnsteinfugen und Mauerritzen wächst winziges, zähes Grün – und eben nicht nur Grün, sondern eine Vielzahl von Kräutern, Gräsern und Moosen“, betont Dr. Julia Krohmer von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. In Deutschland haben sich ca. 500 Arten an die extremen städtischen Bedingungen angepasst und stellen, indem sie Tritt- und Fahrbelastung, Hitze, Bodenverdichtung und Verschmutzung trotzen, wertvolle Mikro-Ökosysteme für zahlreiche Insekten und andere Organismen dar.
 
„Auch für uns Menschen hat dieses kleine Stadtgrün einen nicht zu unterschätzenden Nutzen: Ein dichter Bewuchs in den Fugen des Kopfsteinpflasters erhöht dessen Festigkeit; grüne Fugen nehmen Oberflächenwasser auf, erhöhen die Versickerung und binden Staub. Zudem haben Wildpflanzen in der Stadt eine große Bedeutung für das städtische Ökosystem, indem sie anderen Organismen wie Wildbienen oder Käfern Schutz und Nahrung bieten. Außerdem sind sie, spätestens auf den zweiten Blick, auch schön, nicht nur durch ihre Blüten, sondern auch durch die Formenvielfalt ihrer Blätter“, ergänzt Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Die #Krautschau hat zum Ziel, mehr Menschen zum Hinschauen und zur Wahrnehmung der oft übersehenen kleinen Wildpflanzen in den Städten zu bewegen. Die Aktion ist eine Grassroot-Bewegung von Botaniker*innen und Pflanzenfans und entstand als Reaktion auf das weit verbreitete Phänomen der „Plant Blindness“ (Pflanzenblindheit) – die Unfähigkeit, Pflanzen in der eigenen Umgebung detailliert wahrzunehmen. In den sozialen Medien, vor allem auf Twitter und Instagram, etablierte sich die Aktion unter den Hashtags #Krautschau und #MehrAlsUnkraut. Dabei werden die oft übersehenen Pflanzen auf Gehwegen, in Mauerritzen oder Pflasterfugen mit bunter Kreide gekennzeichnet und fotografiert. Die Fotos werden anschließend in den sozialen Netzwerken geteilt – so erhalten die „pflanzlichen Kämpfernaturen“ vor Ort und im Netz Aufmerksamkeit. Pflanzenbestimmungsapps wie die mit der Aktion kooperierende FloraIncognita helfen auch Nichtbotaniker*innen bei der Bestimmung der Kleinstflora.
 
An der bundesweiten Aktion, die dieses Jahr zum zweiten Mal stattfindet, beteiligen sich neben Senckenberg und der Universität Freiburg zahlreiche Städte, Institutionen und Botaniker*innen in bislang 16 deutschen Städten. So ruft z.B. in Bayern der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) landesweit zur Teilnahme auf, die Stadt Frankfurt beteiligt sich offiziell – weitere Akteur*innen können sich gerne noch melden!
Ein Übersicht aller Treffpunkte und Zeiten findet sich unter https://www.senckenberg.de/krautschau.
 
Veranstaltung: #Krautschau: Urbane Vielfalt zum Niederknien
Datum: Sonntag, 22. Mai 2022
Ort: bundesweit; Übersicht aller Treffpunkte und Zeiten siehe https://www.senckenberg.de/krautschau

Spaziergänge in Frankfurt:
10 Uhr Lucaestraße (Aufgang U-Bahn-Station Hügelstraße), J. Gatzke
11 Uhr Merianplatz (am Brunnen), J. Krohmer (Senckenberg)
11 Uhr Johanniskirchplatz in Bornheim, S. Preußer (Stadt Frankfurt)
17 Uhr Bockenheimer Warte (Treffpunkt Bockenheimer Depot), E. Vogt

Spaziergänge in Rhein-Main:
Bad Homburg:15 Uhr, Museum Sinclair-Haus, K. Preuß
Darmstadt: 14 Uhr, Riegerplatz (Martinsviertel), G. Walther
Trebur: 14 Uhr, Laurentiuskirche, J. Intemann

Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist eine Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft und erforscht seit über 200 Jahren weltweit das „System Erde“ – in der Vergangenheit, der Gegenwart und mit Prognosen für die Zukunft. Wir betreiben integrative „Geobiodiversitätsforschung“ mit dem Ziel die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen zu erhalten und nachhaltig zu nutzen. Zudem vermittelt Senckenberg Forschungsergebnisse auf vielfältige Art und Weise, vor allem in den drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden. Die Senckenberg Naturmuseen sind Orte des Lernens und Staunens und sie dienen als offene Plattformen dem demokratischen Dialog – inklusiv, partizipativ und international. Mehr Informationen 

Pressematerial

Einladung zur #Krautschau
Coypright: Senckenberg

Der Stadt in die Ritzen geschaut. 
Copyright: Senckenberg

Die Stadtbotanik-Aktion #Krautschau möchte am 22.5, dem Welttag der Biodiversität, mit einem bundesweiten Aktionstag zu mehr Bewusstsein für die Präsenz der kleinen Wildpflanzen im urbanen Raum schaffen.
Foto: Senckenberg