pm tiefsee eröffnung 2.9..2020
Raumansicht des Ausstellungsraums „Tiefsee“. Ab dem 4. September zu sehen im Senckenberg Naturmuseum.

Abtauchen mit Senckenberg: Eröffnung der Themenräume „Tiefsee“ und „Meeresforschung“

Das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt eröffnet am 3. September 2020 die ersten Themenräume des modularen Umbauprojekts Neues Museum: „Tiefsee“ und„Meeresforschung“


Die Tiefsee ist der größte zusammenhängende Lebensraum der Erde. Sie ist von ewiger Finsternis, lähmender Kälte, enormem Druck und ständiger Nahrungsknappheit geprägt. Trotzdem leben dort unzählige faszinierende, hochspezialisierte Tiere und Mikroorganismen. Die physikalischen Bedingungen der Tiefsee stellen Wissenschaftler*innen bei der Erforschung vor große Herausforderungen. Die Technik zur Erforschung der Tiefsee ist daher ähnlich komplex wie die Geräte zur Erforschung des Weltalls. Bisher wissen wir weniger über diesen besonderen Lebensraum als über die Rückseite des Mondes. Senckenberg widmet der Tiefsee und Meeresforschung in Kooperationmit dem Wissenschaftspartner Geomar Helmhotz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel zwei neue Themenräume im Frankfurter Naturmuseum. Es sind die ersten Ausstellungsräume, die im Rahmen des Projekts Neues Museum realisiert wurden –mit freundlicher Unterstützung der Familie Orenstein, der DZ BANK Stiftung und der Senckenberg-Mitglieder.

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier gratuliert Senckenberg zu den neuen Räumen, die den Grundstein für das Projekt Neues Museum legen und Wissen erlebbar machen: „Das Senckenberg-Museum steht für die Strahlkraft Hessens in Sachen Kultur und Wissenschaft bis über die Landesgrenzen hinaus. Es greift die großen Themen der Naturforschung auf und kombiniert in der neuen Ausstellung bewährte zeitlose Konzepte mit modernen Elementen der Visualisierung und Interaktion.“Mit der Tiefsee hat Senckenberg sich für die Darstellung des bisher am wenigsten erforschten Lebensraums unserer Erde entschieden. „Wie wichtig die Tiefsee für uns alle ist, bleibt uns meist verborgen“, erläutert Senckenberg-Generaldirektor Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger. „Tatsächlich hat die Tiefsee aber Einfluss auf die Meeresströmungen, auf das Klima, auf viele geochemische Stoffkreisläufe und sie beherbergt große Nahrungs-und Rohstoffressourcen“, fährt er fort.

Zur Erforschung der Meere werden Netze, Bohrgeräte und Schlitten sowie Hightech-Geräte auf Forschungsschiffen eingesetzt. Geforscht und gemessen wird von der Oberfläche bis hinab zum Meeresboden. Viele Geräte hängen an Stahlseilen und Kabeln, einige navigieren selbstständig –so zum Beispiel das Autonome Unterwasser-Vehikel „ABYSS“ vom GEOMAR. Die designierte GEOMAR-Direktorin Prof. Dr. Katja Matthes nennt diese Tiefsee-Geräte die „Verlängerung der Arme und Augen der Forscher*innen in der Tiefsee“und spricht von einer „nassen NASA“, weil die Tiefsee-Messtechnik ähnlichen Extrembedingungen standhalten muss, wie die in der Raumfahrt.In der interaktiv gestalteten Ausstellung können Besucher*innen selbst zu Pilot*innen eines Tiefsee-Roboters werden und sich auf eine virtuelle Tauchfahrt in die Tiefe des Ozeans begeben. „Ich freue mich, dass es mit unserer gemeinsamen Kooperationsausstellung nun dauerhaft eine Ausstellung zu Tiefsee und Meeresforschung in Frankfurt gibt“, schließt Matthes.

Die Kuratoren Dr. Thorolf Müller (Senckenberg) und Dr.Gerd Hoffmann-Wieck (GEOMAR) haben eine Ausstellung entwickelt, die alle Sinne anspricht.Auch im Raum Tiefsee tauchen Besucher*innen ab in die Tiefe: Der Themenraum ist dunkel gehalten, der Boden ist weich, an der Decke hängt ein Tiefseeschwarm aus 1:1-Modellen etwa eines 8 Meter langen Riesenkalmars oder eines Riemenfischs.In einem kleinen Raum zum Thema Biolumineszenz können acht Modelle von Tiefsee-Organismen zum Leuchten gebracht werden.Dabei sind Besucher*innen von Geräuschen der Tiefsee umgeben, die mit Unterwasser-Mikrophonen von der amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) aufgezeichnet wurden.

Neben zahlreichen Originalpräparaten aus den wissenschaftlichen Sammlungen Senckenbergs werden drei Lebensraumausschnitte der Tiefsee gezeigt: Black Smoker, Weichboden und Walfall. Sie stellen Hotspots der Biodiversität, bzw. temporäre Nahrungsquellen in der Tiefsee dar. Sinkt ein toter Wal bis auf den Grund des Meeres, entsteht zeitweise eine „Nahrungs-Oase“ in der sonst nahrungsarmen Tiefsee. Ein unter wissenschaftlicher Beratung von Senckenberg-Tiefseeforscher Dr. Torben Riehl entstandenes und europaweit einzigartiges Modell verdeutlicht, wie der Walkadaver in vier aufeinander folgenden Phasen von verschiedenen Organismen zersetzt wird.

„Wir möchten im Neuen Museum die Faszination einzelner Lebensräume vermitteln und für die Natur und für unsere Naturforschung begeistern“, erklärt Prof.Dr.Katrin Böhning-Gaese, Direktoriumsmitglied und zuständig für das Programm Wissenschaft und Gesellschaft. „Wir zeigen Systeme und Zusammenhänge –dazu gehört auch die Rolle des Menschen in einem Ökosystem. In der Tiefsee sprechen wir daher von Themen wie Vermüllung, Überfischung, Erwärmung und Versauerung der Meere sowie von dem Abbau von Rohstoffen“, fährt sie fort.

Das Frankfurter Naturmuseum soll im Rahmen des Projekts Neues Museum im Laufe der nächsten Jahre modular modernisiert und erweitert werden. Es entstehen vier neue Großbereiche: Mensch, Erde, Kosmos und Zukunft. „Tiefsee“ und„Meeresforschung“ befinden sich im 2.Obergeschoss des Naturmuseums, das zukünftig den „Lebensräumen der Erde“gewidmet sein wird.Hier entsteht ein Rundgang entlang eines Höhengradienten, der in der Tiefsee beginnt und mit dem Hochgebirge endet.Als nächster Themenraum wird im Sommer 2021 der Raum „Korallenriff“ eröffnet.

Der Raum Tiefsee wurde ermöglicht durch die Unterstützung der Familie Orenstein. Der Raum Meeresforschung durch die Unterstützung der DZBANK Stiftung und der Mitglieder der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. „Die DZBANK Stiftung hat sich der Förderung von Bildung, Forschung und Lehre verschrieben. Mit der Unterstützung des Themenraums Meeresforschung würdigen wir die Verdienste der Naturwissenschaften in diesem Bereich und freuen uns, die faszinierende Diversität der Tiefsee weiter zu ergründen“, so Dr.Cornelius Riese, Co-Vorstandsvorsitzender der DZBANK.

Wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie musste die ursprünglich für den 15.Mai geplante Eröffnung der Themenräume „Tiefsee“und „Meeresforschung“auf den 3.September 2020 verschoben werden.Sie kann nun unter Berücksichtigung geltender Sicherheitsmaßnahmen eröffnet werden. Nach aktuell geltenden Regelungen sind zunächst maximal 20 Personen in den Räumen zugelassen. Ein Besuch der neuen Ausstellungsräume ist daher nur nach vorheriger Anmeldung unter museumfrankfurt.senckenberg.de möglich.

Hier können einzelne Zeitslots für den Besuch der neuen Räume gebucht werden. In der Ausstellung gilt die Abstandsregelung von 1,5 Metern und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist Pflicht. Vor Besuch des Museums empfehlen wir, die aktuellen Regelungen auf unserer Webseite nachzulesen: museumfrankfurt.senckenberg.de

Wir danken unseren Unterstützern, die diese Ausstellung ermöglicht haben:
Familie Orenstein
DZ BANK Stiftung
Mitglieder der Senckenberg Gesellschaft

Wissenschaftspartner GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.

Geomar Logo

Pressematerial

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Der Riesenkalmar Architeuthis duxist einer der sagenumwobenstenTiefsee-Bewohner. Erst 1854 lieferte der Fund eines Riesenkalmar-Schnabels den Beweis seiner Existenz.In der Ausstellung ist ein Modell im Maßstab 1:1 zu bestaunen. Foto:Senckenberg/Tränkner

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Der Riemenfisch Regalecus glesnehat einen extrem langen, stromlinienförmigen Körperbau und kann um die 8 m lang werden. Seine oft beobachtete senkrechte Körperhaltung dient wahrscheinlich der besseren Erkennung von Beute. Foto: Senckenberg/Tränkner

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Wenn tote Wale auf dem Meeresboden niedergehen, spricht man von „Walfällen“. In einem ansonsten nahrungsarmen Bereich stellen ihre sterblichen Überreste für eine Vielzahl dort lebender Organismen ein wahres Festmahl dar. Das Walfall-Modell in der Ausstellung zeigt die vier Phasen der Zersetzung des Walkadavers.
Copyright: Senckenberg/Tränkner

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Ein Modell der leuchtenden Tiefsee-Qualle Atolla wyvillei, auch „Alarmqualle“ genannt. Modell: Rolf Spitz.
Foto: Senckenberg/Tränkner

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Langnasenchimäre(Rhinochimaera pacifica). Besonders charakteristisch ist die namensgebende lange Nase. In dieser befinden sich Sensoren zur Wahrnehmung von im Sand versteckter Beute mittels Elektrorezeption. Chimären jagen meist in Bodennähe.
Copyright: Senckenberg/Tränkner

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Raumansicht des Ausstellungsraums „Tiefsee“. Ab dem 4. September zu sehen im Senckenberg Naturmuseum.
Copyright: Senckenberg/Tränkner

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Das AUV ABYSSist ein für wissenschaftliche Einsätze in der Tiefsee entwickeltes AutonomesSystem des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. In der Ausstellung „Meeresforschung“ im Senckenberg Naturmuseum steht außerdemn der nachgebaute Pilotenstand eines Tiefsee-Roborters. Von hier aus können Besucher*innen virtuell in die Tiefsee abtauchen!
Copyright: Senckenberg/Tränkner

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Der Raum „Meeresforschung“ stellt den Fuhrpark für die Ozeane vor –Originale und Modelle.Tiefseegeräte müssen ähnlichen Extrembedingungen standhalten wie die Raumfahrttechnik.
Copyright: Senckenberg / Tränkner